N°1 Jugendkultur: Generation What?!

Wie leben die 18-34-Jährigen von heute – was denken sie, welche Ziele, Wünsche, Hoffnungen und Ängste haben sie? Fast eine Million junger Menschen haben sich an der größten Jugendstudie Europas – „Generation What?“ – beteiligt. Die gesamteuropäischen Ergebnisse zeichnen das Bild einer jungen Generation, die sich Gedanken über soziale Ungleichheiten macht und gleichzeitig der Politik und anderen Institutionen nicht zutraut, gesellschaftliche Probleme zu lösen.

Politik
Das Ergebnis ist deutlich: 82 Prozent der jungen Menschen in Europa fehlt das Vertrauen in die Politik. In Deutschland haben lediglich 23 Prozent überhaupt kein Vertrauen in die Politik. Das ist im Europavergleich der niedrigste Wert. Am stärksten unterscheiden sich die jungen Deutschen hier von den Griechen (67 Prozent), den Franzosen (62 Prozent) und den Italienern (60 Prozent). Ein Grund für das Misstrauen ist vermutlich die europaweite Zunahme sozialer Ungleichheiten: Fast neun von zehn Befragten nehmen eine wachsende Ungleichheit in ihrem jeweiligen Land wahr. Dieser Befund zieht sich durch alle Teilnehmerländer, er ist kein regionales Problem. Ebenfalls neun von zehn Befragten sind außerdem der Meinung, dass das Finanzsystem die Welt bestimmt. Zu diesem Eindruck der Befragten passt, dass in Deutschland die Angst vor sozialen Unruhen die am meisten verbreitete Zukunftsangst ist.

Religion und Medien
Das Vertrauen in die Medien hängt nicht vom Alter und dem Geschlecht ab. Interessanterweise spielt auf europäischer Ebene auch die Bildung hierbei nur eine geringe Rolle. Durchschnittlich nur zwei Prozent stehen völlig hinter den Medien in ihrem Land. „Vor dem Hintergrund, dass die Glaubwürdigkeit der Medien essenziell für einen demokratischen Staat ist, sind diese niedrigen Vertrauenswerte alarmierend“, schreiben die Sozialforscher vom Sinus-Institut, die die Studie ausgewertet haben.
Auch die religiösen Institutionen kommen in der Umfrage schlecht weg. Mit 58 Prozent vertraut durchschnittlich jeder zweite junge Europäer den christlichen Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften nicht. Nur drei Prozent bejahen sie und sprechen ihnen ein vollkommenes Vertrauen aus.

Beteiligung
Die Resultate zeigen auch, dass Misstrauen und Politikverdrossenheit nicht gleich Gleichgültigkeit bedeuten. Knapp jeder Dritte könnte sich vorstellen, in einer politischen Organisation aktiv zu werden. Dabei gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern. Die Bereitschaft, in politischen Organisationen aktiv zu werden, ist in Deutschland mit Abstand am stärksten (44 Prozent) und am niedrigsten in Griechenland (13 Prozent). Für eine Aktivität in einer NGO ist am meisten Bereitschaft vorhanden (51 Prozent vs. 31 Prozent). Besonders in der jüngsten befragten Altersgruppe (18 bis 19 Jahre) kann man sich mit dem Gedanken, sich in einer Nichtregierungsorganisation zu engagieren, überdurchschnittlich häufig anfreunden (61 Prozent).

Und Europa?
Das Verhältnis der jungen Generation zum europäischen Projekt ist von einem deutlichen Pragmatismus geprägt: Obwohl man wenig Vertrauen in Europa hat und sich weitaus stärker mit dem eigenen Land oder der eigenen Region identifiziert, spricht sich nicht mal jeder Sechste für einen EU-Austritt des eigenen Landes aus.
Die Soziologen des SINUS-Instituts bewerten diese Ergebnisse folgendermaßen: „Trotz ihrer Fehler wird die Europäische Union von dem Großteil der jungen Europäer als nützlich für das eigene Land wahrgenommen. Man verbindet mit der EU aber nicht die Hoffnung, dass sie Lösungen zu den drängenden Problemen unserer Zeit findet.“ So sind es vor allem die mit wirtschaftlichen Problemen konfrontierten jungen Griechen, die sich am ehesten einen Austritt des eigenen Landes aus der EU vorstellen könnten.


Hintergründe:
Die Umfrage umfasst 149 Fragen von Politik über Religion bis hin zu Sexualität und Lebensglück und gilt als größte vergleichende Studie dieser Art. Diese wurde von der EBU koordiniert und in Deutschland vom Bayerischen Rundfunk zusammen mit dem ZDF und dem SWR begleitet. Das mit der Auswertung der deutschen Ergebnisse betraute SINUS-Institut hat einen umfangreichen Europabericht vorgelegt.

Weitere Infos unter: www.generation-what.de

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