N°2 Wie unterscheidet sich die sächsische Jugend von ihren Eltern?

Das Thema unserer letzten Ausgabe war die Europa-Studie „Generation What?“. Sie zeigte ein deutliches Bild wie was die Jugend in Euro denkt und fühlt. Doch wie sehr unterscheiden sich die Kinder und Jugendlichen eigentlich von ihren Eltern? Die Bertelsmann Stiftung hat Ende des vergangenen Jahres eine  Studie mit vielen Überschneidungspunkten für die einzelnen Bundesländern in Deutschland durchgeführt. Dieser haben wir uns angenommen und einzelne Punkte mit der vergangenen Studie „Generation What“ verglichen.

Gesellschaftliche Teilhabe

„Unser Verständnis von gesellschaftlichem Zusammenhalt schließt die gesellschaftliche Teilhabe als zentrale Dimension mit ein. Wenn Menschen am gesellschaftlichen und politischen Leben teilnehmen und sich in öffentliche Debatten einbringen, gestalten sie ihre Nachbarschaft, die Stadt oder Gemeinde, in der sie leben und somit die Gesellschaft als Ganzes aktiv mit.“

Sachsen erzielt in der Dimension gesellschaftliche Teilhabe mit  den zweitniedrigsten Indexwert aller Bundesländer. Der höchste Wert findet sich im Saarland, der niedrigste in Sachsen-Anhalt. Einer der vier Einzelindikatoren in dieser Dimension ist die Frage nach dem allgemeinen politischen Interesse. Hier geben in Deutschland insgesamt 42 Prozent der Befragten an, sich sehr stark oder eher stark für Politik zu interessieren. In Sachsen geben 41 Prozent an, sich sehr oder eher stark für Politik zu interessieren, 30 Prozent nennen ein mittleres Interesse. 29 Prozent geben an, sich wenig oder gar nicht für Politik zu interessieren, was in ganz Deutschland dem höchsten Wert entspricht.

Die Resultate der Jugend zeigen, dass Misstrauen und Politikverdrossenheit nicht gleich Gleichgültigkeit bedeuten. Knapp jeder Dritte könnte sich vorstellen, in einer politischen Organisation aktiv zu werden. Somit kann davon ausgegangen werde, dass mindestens rund 75 Prozent der Jugendlichen ein Interesse an Politik haben. Denn ohne dieses würde ein Engagement wohl kaum in Frage kommen.

Vertrauen in Institutionen

„Wenn Menschen großes Vertrauen in gesellschaftliche und politische Institutionen wie die Polizei, politische Parteien und ihre Regierung haben, fühlen sie sich nicht nur von der Politik gerecht behandelt, sondern auch vom gesellschaftlichen System gut repräsentiert.“

Sachsen kommt in dieser Dimension auf die Häfte der erreichbaren Punkte und erzielt damit den zweitniedrigsten Wert im Vergleich.  Der niedrigste Indexwert findet sich dabei in Brandenburg, der höchste in Hessen. Obwohl alle Bundesländer insgesamt ähnliche Indexwerte erzielen, gibt es dennoch bei den Einzelindikatoren erkennbare Unterschiede. So geben 37 Prozent der Befragten in Brandenburg an, der Bundesregierung nur gering oder überhaupt nicht zu vertrauen. In Hamburg sind es lediglich 15 Prozent. Deutschlandweit sind 25 Prozent der Befragten dieser Auffassung. In Sachsen haben 30 Prozent nur geringes oder überhaupt kein Vertrauen in die Bundesregierung.

Das Ergebnis bei der Jugend unterscheidet sich hier nicht stark. In Deutschland haben lediglich 23 Prozent überhaupt kein Vertrauen in die Politik. Das ist im Europavergleich der niedrigste Wert. Zu diesem Eindruck der Befragten passt, dass in Deutschland die Angst vor sozialen Unruhen die am meisten verbreitete Zukunftsangst ist.

Regionale Unterschiede in Sachsen

Zur besseren Analyse der Bundesländer wurden diese Regionen aufgeteilt. Hauptsächlich ist dies geschehen, um Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen strukturellen Rahmenbedingungen (u.a. Demografie, Wirtschaftskraft, Urbanisierungsgrad) und gesellschaftlichem Zusammenhalt zu analysieren. In Sachsen ergaben sich so vier Kreise:

  1. Erzgebirge, Vogtlandkreis, Zwickau
  2. Chemnitz (Stadt), Mittelsachsen, Meißen
  3. Leipzig (Stadt), Leipzig, Nordsachsen
  4. Dresden (Stadt), Bautzen, Görlitz, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Der höchste Indexwert für gesellschaftlichen Zusammenhalt ließ sich in der ersten Region finden, während die Landkreise der vierten Gruppe die Niedrigsten aufwiesen.

Weitere Informationen hier.

 

N°1 Jugendkultur: Generation What?!

Wie leben die 18-34-Jährigen von heute – was denken sie, welche Ziele, Wünsche, Hoffnungen und Ängste haben sie? Fast eine Million junger Menschen haben sich an der größten Jugendstudie Europas – „Generation What?“ – beteiligt. Die gesamteuropäischen Ergebnisse zeichnen das Bild einer jungen Generation, die sich Gedanken über soziale Ungleichheiten macht und gleichzeitig der Politik und anderen Institutionen nicht zutraut, gesellschaftliche Probleme zu lösen.

Politik
Das Ergebnis ist deutlich: 82 Prozent der jungen Menschen in Europa fehlt das Vertrauen in die Politik. In Deutschland haben lediglich 23 Prozent überhaupt kein Vertrauen in die Politik. Das ist im Europavergleich der niedrigste Wert. Am stärksten unterscheiden sich die jungen Deutschen hier von den Griechen (67 Prozent), den Franzosen (62 Prozent) und den Italienern (60 Prozent). Ein Grund für das Misstrauen ist vermutlich die europaweite Zunahme sozialer Ungleichheiten: Fast neun von zehn Befragten nehmen eine wachsende Ungleichheit in ihrem jeweiligen Land wahr. Dieser Befund zieht sich durch alle Teilnehmerländer, er ist kein regionales Problem. Ebenfalls neun von zehn Befragten sind außerdem der Meinung, dass das Finanzsystem die Welt bestimmt. Zu diesem Eindruck der Befragten passt, dass in Deutschland die Angst vor sozialen Unruhen die am meisten verbreitete Zukunftsangst ist.

Religion und Medien
Das Vertrauen in die Medien hängt nicht vom Alter und dem Geschlecht ab. Interessanterweise spielt auf europäischer Ebene auch die Bildung hierbei nur eine geringe Rolle. Durchschnittlich nur zwei Prozent stehen völlig hinter den Medien in ihrem Land. „Vor dem Hintergrund, dass die Glaubwürdigkeit der Medien essenziell für einen demokratischen Staat ist, sind diese niedrigen Vertrauenswerte alarmierend“, schreiben die Sozialforscher vom Sinus-Institut, die die Studie ausgewertet haben.
Auch die religiösen Institutionen kommen in der Umfrage schlecht weg. Mit 58 Prozent vertraut durchschnittlich jeder zweite junge Europäer den christlichen Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften nicht. Nur drei Prozent bejahen sie und sprechen ihnen ein vollkommenes Vertrauen aus.

Beteiligung
Die Resultate zeigen auch, dass Misstrauen und Politikverdrossenheit nicht gleich Gleichgültigkeit bedeuten. Knapp jeder Dritte könnte sich vorstellen, in einer politischen Organisation aktiv zu werden. Dabei gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern. Die Bereitschaft, in politischen Organisationen aktiv zu werden, ist in Deutschland mit Abstand am stärksten (44 Prozent) und am niedrigsten in Griechenland (13 Prozent). Für eine Aktivität in einer NGO ist am meisten Bereitschaft vorhanden (51 Prozent vs. 31 Prozent). Besonders in der jüngsten befragten Altersgruppe (18 bis 19 Jahre) kann man sich mit dem Gedanken, sich in einer Nichtregierungsorganisation zu engagieren, überdurchschnittlich häufig anfreunden (61 Prozent).

Und Europa?
Das Verhältnis der jungen Generation zum europäischen Projekt ist von einem deutlichen Pragmatismus geprägt: Obwohl man wenig Vertrauen in Europa hat und sich weitaus stärker mit dem eigenen Land oder der eigenen Region identifiziert, spricht sich nicht mal jeder Sechste für einen EU-Austritt des eigenen Landes aus.
Die Soziologen des SINUS-Instituts bewerten diese Ergebnisse folgendermaßen: „Trotz ihrer Fehler wird die Europäische Union von dem Großteil der jungen Europäer als nützlich für das eigene Land wahrgenommen. Man verbindet mit der EU aber nicht die Hoffnung, dass sie Lösungen zu den drängenden Problemen unserer Zeit findet.“ So sind es vor allem die mit wirtschaftlichen Problemen konfrontierten jungen Griechen, die sich am ehesten einen Austritt des eigenen Landes aus der EU vorstellen könnten.


Hintergründe:
Die Umfrage umfasst 149 Fragen von Politik über Religion bis hin zu Sexualität und Lebensglück und gilt als größte vergleichende Studie dieser Art. Diese wurde von der EBU koordiniert und in Deutschland vom Bayerischen Rundfunk zusammen mit dem ZDF und dem SWR begleitet. Das mit der Auswertung der deutschen Ergebnisse betraute SINUS-Institut hat einen umfangreichen Europabericht vorgelegt.

Weitere Infos unter: www.generation-what.de

Der neue CORAX ist da!

Der neue CORAX ist da!

Was denken die jungen Menschen? Wie engagieren sie sich? – Diesmal tauchen wir in der neuen Ausgabe des CORAX in die Welt der Jugendkulturen ein! Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und Schmökern!

Jugendkulturen in Sachsen !?

„Junge Menschen sind heute nicht mehr „nur noch“ Punk oder Metalfan, sie sind HipHoper, gleichzeitig in der Gamingszene, spielen mit anderen Kumpels Rockgitarre, haben eventuell ein buddhistisches Grundverständnis im Umgang mit Tieren und treffen sich auf großen Festivals mit anders Gesinnten ohne großes Abgrenzungsbedürfnis und eher im Verständnis einer jugendlichen Begegnungskultur.“ (Redaktion)

„Ganz so allgemein würde ich die These einer Auflösung eindeutiger Zuordnungen und Abgrenzungen in Bezug auf Jugendkulturen nicht teilen. Was ist mit Ultras, Autonomen, rechten Kameradschaften?“ (Prof. Dr.  Albert Scherr)

Ein Ausblick auf unsere neue Ausgabe, die sich aktuell im Druck befindet. Thema wird die Jugendkultur sein. Wie schwierig der Begriff zu definieren ist, zeigen die beiden oberen Zitate.

Prof. Dr. Albert Scherr wird sich zudem ausführlich in einem Beitrag zu diesem Thema äußern.

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