Glossar: Kinder- und Jugendarbeit adultismuskritisch denken
#2/2025
Ergänzend zum Beitrag „Kinder- und Jugendarbeit und adultismuskritisch denken. Ein einführendes Glossar“ von der CORAX-Redaktionsgruppe in der CORAX-Ausgabe 2/2025 finden Sie hier das erweiterte Glossar mit den vollständigen und verlinkten Quellenangaben.
Adultismus [Definition von michaEla Gloger]
Der Begriff Adultismus „meint […] diskriminierendes Verhalten von Erwachsenen gegenüber Kindern und Jugendlichen aufgrund ihres Alters. Bezeichnet wird damit auch der gesellschaftliche Umgang mit dem Machtungleichgewicht zwischen den Generationen.“ (bpb 2022) Das Wort lässt sich vom lateinischen adultus (erwachsen) bzw. vom englischen adult (Erwachsene*r) ableiten. Die Endung -ismus kennzeichnet, dass es sich um eine Form der Diskriminierung aufgrund von gesellschaftlich akzeptierter Machtungleichheit handelt. Junge Menschen werden benachteiligt, weil sie noch nicht als reif oder kompetent genug eingeschätzt werden, um Entscheidungen zu treffen bzw. Verantwortung zu übernehmen. „Diese Ungleichbehandlung wird von sozialen Institutionen, Gesetzen und Traditionen unterstützt.“ (Glossar Fachstelle Kinderwelten 2018)
Quellen
- Bundeszentrale für politische Bildung (bpb (2022): Workshopbeschreibung, 11. Politik im Freien - Festival //Macht - Frankfurt/ Main. www.bpb.de/pift2025/angebote-fuer-schulen/509868/adultismus-machtverhaeltnisse-zwischen-erwachsenen-und-jungen-menschen
- Glossar der Fachstelle Kinderwelten (2018). www.uni-potsdam.de/fileadmin/projects/diskriminierungsfreie-hochschule/Datein/Glossar_Fachstelle_Kinderwelten_Institut_f%C3%BCr_den_Situationsansatz_in_der_internationalen_Akademie_f%C3%BCr_innovative_P%C3%A4dagogik__Psychologie_und_%C3%96kologie_Berlin_gGmbH.pdf
- Altersdiskriminierung (Ageismus & Adultismus) im Glossar der Awareness-Akademie. awareness-akademie.de/glossar
Ageism/Altersdiskriminierung [Definition von Robinson Dörfel]
Ageism (engl.) bzw. Altersdiskriminierung (dt.) bezeichnet die Diskriminierung oder Benachteiligung von Menschen aufgrund ihres Alters. Diese Form der Diskriminierung kann sowohl ältere als auch jüngere Menschen betreffen, in der Praxis werden jedoch besonders häufig ältere Personen diskriminiert. Der Begriff Ageism wurde 1969 vom amerikanischen Arzt Robert N. Butler geprägt – in Analogie zu Begriffen wie Racism (Rassismus) oder Sexism (Sexismus). Altersdiskriminierung zeigt sich u.a. durch stereotype Vorstellungen über Fähigkeiten, Bedürfnisse oder Eigenschaften aufgrund des Alters. Sie äußert sich in Ungleichbehandlung z. B. im Arbeitsleben, Gesundheitswesen oder im sozialen Umgang, und zwar sowohl in Sprache und Verhalten als auch über institutionelle Regelungen.
Quellen
- Altersdiskriminierung (Ageismus & Adultismus) im Glossar der Awareness-Akademie. awareness-akademie.de/glossar
- www.antidiskriminierungsstelle.de
- www.who.int/publications/i/item/9789240016866
Diskriminierung [Definition von michaEla Gloger]
Das Wort bezeichnet eine ungerechtfertigte Benachteiligung von einzelnen Personen oder Gruppen von Menschen. „Menschen werden aufgrund individueller oder gruppenspezifischer Merkmale systematisch an der Ausübung ihrer Menschenrechte gehindert. Das internationale Recht weist der Diskriminierung drei Hauptmerkmale zu: nachteilige Behandlung, die sich auf einer unrechtmässigen Grundlage abstützt und der eine angebrachte und objektive Rechtfertigung fehlt.“ (Glossar der Awareness Akademie)
Quellen
- Diskriminierung im Glossar der Awareness Akademie. awareness-akademie.de/glossar (abgerufen am 26.05.2025)
- Diskriminierung. in: kurz& knapp. das Junge Politik Lexikon. bpb. Gerd Schneider Christiane Toyka-Seid (2025): www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-junge-politik-lexikon/320120/diskriminierung
Epiphanismus [Definition von Paula Bergmann]
Der Begriff Epiphanismus beschreibt Formen sozialer Ungleichheit und Diskriminierung. Er basiert auf gesellschaftlichen Machtverhältnissen, in denen die Gesellschaft nach der Norm des Erwachsenseins organisiert ist. Epiphanismus bezieht sich speziell auf das Ungleichverhältnis zwischen Jugendlichen im Alter von 14 und 17 Jahren und Erwachsenen. Im Vergleich zu Adultismus wird der Begriff Epiphanismus weniger beachtet, da gesellschaftliche Vorstellungen von Kindern deren Verletzlichkeit hervorheben, während Jugendbilder häufig von Emanzipation geprägt sind, was dazu führt, dass die Folgen des Epiphanismus verharmlost werden.
Quellen
- Marc Schulz (2025): Adultismus und das Generationenverhältnis als Machtverhältnis. In: Chehata, Yasmine, et al. (Hrsg.): Momente. Alltagsorientierte politische Bildung. Neue Perspektiven für die Offene Kinder-und Jugendarbeit, S. 36, 38.
- Janine Braunegger(2023): Adultismus – Wenn Kinder von Erwachsenen diskriminiert werden (Teil 1). www.kinderbuero.at/blog/adultismus-wenn-kinder-von-erwachsenen-diskriminiert-werden-teil-1/ (abgerufen am 07.07.2025)
Erwachsene [Definition von michaEla Gloger]
Gesetzlich gelten Menschen in Deutschland mit Vollendung ihres 18.Lebensjahres als erwachsen. (vgl. BGB, §2) Erwachsene besitzen volle rechtliche Handlungsfähigkeit, d.h. sie dürfen u.a. wählen und uneingeschränkt Verträge abschließen. Soziologisch betrachtet ist Erwachsensein ein à Lebensalter, das sich in verschiedene Phasen unterteilt. Mit dem Eintritt ins Erwachsenen-alter wird eine Statuspassage verbunden, die mit dem Abschluss von Entwicklungsaufgaben und damit verbundener Reife einhergeht. Erwachsen ist bspw., wer die eigenen Emotionen kontrollieren kann. Erwachsene Menschen sind für ihre Lebensführung, ihre Entscheidungen und ihr Handeln vollumfänglich selbstverantwortlich.
Quellen
- BGB, §2. www.gesetze-im-internet.de/bgb/__2.html
- BGB, Abschnitt 3, Rechtsgeschäfte, Titel 1, Geschäftsfähigkeit. www.gesetze-im-internet.de/bgb/index.html
- Thiele, Gisela (2020): Alter. Veröffentlicht auf www.socialnet.de/lexikon/Alter
- Realitätsschock: Warum wir uns Erwachsensein geiler vorgestellt haben (2024). Deutschlandfunk Nova. www.deutschlandfunknova.de/beitrag/realitaetsschock-warum-wir-uns-erwachsensein-geiler-vorgestellt-haben
Erziehung [Definition von Robinson Dörfel]
Erziehung ist ein Begriff aus der Pädagogik und bezeichnet den bewussten und zielgerichteten Einfluss von Personen (meist Eltern, Lehrern oder anderen erwachsenen Bezugspersonen) auf die Entwicklung und das Verhalten von Kindern und Jugendlichen. Ziel der Erziehung ist es, die Heranwachsenden in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen, ihnen soziale Normen und Werte zu vermitteln und sie zu einem selbstständigen, verantwortungsbewussten und gemeinschaftsfähigen Leben zu befähigen. Erziehung unterscheidet sich dabei wesentlich von Bildung (Selbstformung durch Lernen und Erfahrung) und Sozialisation (unbewusster Anpassungsprozess an gesellschaftliche Strukturen).
Quelle
- Weber, S. (Hrsg.). (2020). Wörterbuch der Pädagogik (11. Aufl.). Beltz
Generation [Definition von Robert Schuster und Jennifer Vaupel]
Wird ein Mensch in einer definierten Zeitspanne geboren, wird dieser einer bestimmten Generation zugeordnet. Dabei wird angenommen, dass Menschen aufgrund gemeinsamer Erlebnisse in der Jugendzeit Erfahrungen, Einstellungen und Verhaltensmuster teilen, die sich von denen der anderen Generationen unterscheiden. (vgl. Liebsch 2022) So unterscheidet sich die Generation Alpha (ab 2010) etwa durch intensive Erfahrungen mit der Digitalisierung, der Klimakrise oder der Nutzung von Smartphones von der Generation Z (1995-2010). (vgl. studyflix o. J.) Dieser Generationen-Begriff wird jedoch auch angezweifelt. Laut Martin Schröder ist keine Messbarkeit gegeben, wann eine Generation aufhört und die nächste anfängt. So gesehen hängen Einstellungen von Menschen mit dem Alter oder dem Zeitpunkt der Befragung zusammen und nicht mit dem Geburtsjahr. (vgl. Schröder 2023)
Der Begriff „Generation“ wird in den Sozialwissenschaften genutzt, um gesellschaftlichen Wandel, kollektive Erfahrungen und historische Entwicklungen besser zu verstehen und zu strukturieren. Ein zentraler theoretischer Beitrag stammt von Karl Mannheim, der sich klar vom biologischen Verständnis von Generation abgrenzt und Generationen als gesellschaftlich geprägte Gruppen versteht, die durch gemeinsame Erfahrungen in bestimmten historischen Kontexten verbunden sind. Mannheim unterscheidet dabei die Generationslagerung (Menschen ähnlichen Alters mit Zugang zu ähnlichen Erfahrungen), den Generationszusammenhang (gemeinsame potentielle Teilhabe an historischen Ereignissen) und die Generationseinheit (Gruppen innerhalb einer Generation, die diese Ereignisse auf ihre eigene Weise positiv oder negativ verarbeiten) (vgl. Mannheim 1928, S. 16ff.). Eine Generation ist für ihn also keine rein biologische Altersgruppe, sondern eine soziale Erlebnisgemeinschaft (vgl. Bock 2000, S. 139).
Zudem beschreibt Mannheim, wie Generationen kulturellen Wandel prägen: durch Aneignung oder Ablehnung von Werten, durch Vergessen und Erinnern sowie durch kollektive Erlebnisse, etwa in der Jugendphase. Diese Erlebnisse können – je nach gesellschaftlicher Dynamik – neue Impulse setzen, unabhängig vom biologischen Alter, welches lediglich die Möglichkeit zur "Generationsbildung" bietet (vgl. Mannheim 1928, S. 31). Seit den 1950er Jahren hat sich die Generationenforschung weiterentwickelt. Mit besseren Daten(-archiven) und Methoden wurde Generation zunehmend als soziale Kategorie untersucht – etwa im Zusammenhang mit sozialem Wandel, Identitätsbildung oder auch Konflikten zwischen Generationen. Damit einhergehen auch bestimmte Namensgebungen und Etikettierungen spezifischer herausragender Generationen (vgl. Bock 2000, S. 128) - wie Gen Z, 68er usw. Dennoch gibt es bis heute gibt es keine einheitliche, allgemein akzeptierte Definition des Begriffs „Generation“.
Quellen
- Liebsch, Katharina (2022): Generation. In: Staatslexikon online. www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Generation
- Schröder, Martin (2023): Warum es keine Generationen gibt. www.martin-schroeder.de/2023/07/17/warum-es-keine-generationen-gibt/
- studyflix (Hrsg.) (o. J.): Generationen. studyflix.de/jobs/karriere-tipps/generationen-4838b
- Mannheim, Karl (1928): Das Problem der Generationen. Kölner Vierteljahrshefte für Soziologie 7, S.157-185, 309-330. www.1000dokumente.de/Dokumente/Karl_Mannheim,_%27%27Das_Problem_der_Generationen%27%27#Einf%C3%BChrung
- Bock, Karin (2000): Politische Sozialisation in der Drei-Generationen Familie. Eine qualitative Studie aus Ostdeutschland. Opladen: Leske + Budrich.
Generationengerechtigkeit [Definition von Paula Bergmann]
Generationengerechtigkeit bezieht sich auf die faire Verteilung von Ressourcen, Chancen und Verantwortungen zwischen verschiedenen Generationen innerhalb des Sozialstaates. Sie ist ein zentrales Konzept in der Debatte über die Beziehungen zwischen Generationen und umfasst Aspekte wie Generationensolidarität und den Konflikt zwischen Generationen. Der Begriff ist vielschichtig und wird in der Sozialwissenschaft und Philosophie unterschiedlich interpretiert. Er kann sich auf Geburtsgenerationen (Personen, die im gleichen Jahr oder in benachbarten Jahren geboren wurden), zeitgeschichtliche Generationen (Personen, die zur gleichen Zeit leben und ähnliche historische Erfahrungen teilen) und Lebensaltergenerationen (Einteilung in Altersgruppen wie Jugendliche, Erwachsene und Senioren) beziehen.
Quelle
Intersektionalität [Definition von Andreas Borchert]
„Intersektionalität ist ein Begriff, der das Zusammenwirken mehrerer Unterdrückungsmechanismen beschreibt. [...] Gemeint ist damit, dass verschiedene Diskriminierungsformen nicht einzeln für sich wirken und einfach zusammengezählt werden können, sondern dass sie sich gegenseitig beeinflussen und so auch neue Formen der Diskriminierung entstehen können“ (IDA 2025 mit Bezug auf Crenshaw 1989). Beispielsweise kann eine weiße Frau in Sachsen sicherlich Formen von „Sexismus“ erleben. Eine junge, lesbische, behinderte PoC-Frau aus einer Familie mit hinduistischem Background hingegen erfährt Mehrfach-Zuschreibungen, die sich gegenseitig (sowohl verstärkend als auch evt. aufhebend) beeinflussen und somit eine spezifisch zu betrachtende Form der Diskriminierung mit sich bringen (können). Die Wahrnehmung und das Ernstnehmen der verschiedenen Diskriminierungsformen (und ihrer Verschränkungen) sind einerseits Gegenstand verschiedener theoretischer Ansätze, welche unter dem Begriff Intersektionalität gebündelt werden (vgl. Küppers 2014: Absatz 1). Andererseits werden diese als Vorrausetzung verstanden, geeignete Ansätze und Methoden in der Praxis zu entwickeln sowie anzuwenden.
Quellen
- Crenshaw, Kimberlé (1989): Demarginalizing the Intersection of Race and Sex: A Black Feminist Critique of Antidiscrimination Doctrine, Feminist Theory and Antiracist Politics. In: University of Chicago Legal Forum, Jg. 1989, Nr. 1, S. 139-167
- Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V. (IDA) (2025): Vielfalt.Mediathek - Intersektionalität. Online unter: www.vielfalt-mediathek.de/intersektionalitaet [18.06.2025]
- Küppers, Carolin (2014): Intersektionalität. In: Gender Glossar/Gender Glossary. (5 Absätze). Online unter: www.gender-glossar.de/post/intersektionalitaet [18.06.2025]
Jugend [Definition von Jennifer Vaupel]
„Jugend als Begriff wird im alltäglichen und wissenschaftlichen Sprachgebrauch flexibel und keinesfalls einheitlich verwendet. Der Begriff kann junge Menschen zwischen 13 und 18 bzw. 21 Jahren als Personengruppe meinen, sich also auf eine Zeitspanne der Biografie beziehen [...]. Jugend kann ebenso den jeweiligen Möglichkeitsraum der Entwicklung (Moratorium) bezeichnen, den eine Gesellschaft der nachwachsenden Generation bietet. Jugend kann als Erziehungsaufgabe, als gesellschaftliches Problem, als historisch entstandenes Phänomen oder auch entwicklungspsychologisch als Reifephase mit spezifischen psychosozialen Entwicklungsaufgaben verstanden werden, und schließlich ist Jugend auch ein juristischer Terminus. In allen Fällen geht es nicht um etwas naturhaft Vorgegebenes. Obgleich heute vielen die Jugendphase wie eine Naturkonstante erscheinen mag, ist sie - entstanden in modernen Gesellschaften im 20. Jahrhundert - ein noch relativ junges Phänomen. [...] Zu den notwendigen gesellschaftlichen Vorbedingungen einer peerorientierten und kulturell besonderen Lebensphase Jugend gehören Institutionen (z.B. Schule), die als Kristallisationskerne von Gleichaltrigenkulturen wirken. Weiter werden Heranwachsende erst über eine zumindest eingeschränkte Freistellung von Arbeit, Familie, Ehe und Verantwortlichkeit sowie über eine gewisse Autonomie der Lebensführung zu Jugendlichen.“ (Sander/Witte 2015: 725)
Der 17. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung (2024: 145f.) fasst zusammen, dass Jugend ist immer in normative Vorstellungen eingebunden ist, wie diese in Gesellschaft integriert werden sollen. Die (medialen) Generationenzuschreibungen - wie Gen Z - blenden notwendige Differenzierungen aus und ist meist problemzentriert. Besser ist, Jugend vor den Hintergründen der Entgrenzung, Entstrukturierung und Pluralisierung zu sehen. Relevant sind hier die vielfältigen Statusübergänge sowie der Prozess der Verselbstständigung (Bildung, Partnerschaft, Auszug). Deshalb schlagen die Autor*innen vor eher von Jugenden zu reden, statt von der Jugend. Gerade junge Erwachsene (18–26 Jahre) erleben sich oft „dazwischen“ – nicht mehr jugendlich, aber auch noch keinen "erfolgreichen" Erwachsenenstatus (vgl. ebd.: 159 f.). Die Jugendforschung spricht hier von „Emerging Adulthood“ – einer verlängerten Übergangszeit, die stark von sozialer, finanzieller und psychischer Stabilität abhängt (vgl. ebd.: 156).
Quellen
- Sander, Uwe; Witte, Matthias D. (2015): Jugend. In: Otto, Hans-Uwe; Thiersch, Hans (Hrsg.) (2015): Handbuch Soziale Arbeit. 5. erw. Aufl.. Ernst Reinhardt, GmbH & Co KG, Verlag: München. S. 725-735.
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (2020): Der 17. Kinder und Jugendbericht. Bericht über die Lage junger Menschen und die Bestrebungen und Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe. Berlin.
junge Menschen [Definition von michEla Gloger]
Junge Menschen sind in Deutschland alle Personen, die noch nicht 27Jahre alt sind (vgl. § 7 Abs. 1 Nr. 4 Achtes Buch Sozialgesetzbuch (SGB VIII)). Das Gesetz unterscheidet junge Menschen in Kinder (alle bis 14Jahre), Jugendliche (alle jungen Personen zwischen 14 – 18Jahren) und junge Volljährige (alle jungen Menschen zwischen 18 und 26Jahren).
Quelle
- SGB VIII (Sozialgesetzbuch, Achtes Buch). www.gesetze-im-internet.de/sgb_8/__7.html
Kindheit [Definition von Jennifer Vaupel]
Kindheit ist nicht einfach nur ein biologischer Lebensabschnitt, sondern wird heute vor allem als gesellschaftlich geprägte Lebensphase und soziales Konstrukt verstanden – das heißt: Unsere Vorstellungen davon, was Kindheit ist, wie Kinder leben sollen und welche Rolle sie in der Gesellschaft spielen, hängen stark von historischen, kulturellen und sozialen Bedingungen ab.
Kindheit wird meist als Zeitraum von der Geburt bis zum Eintritt in die Pubertät (ca. 0–14 Jahre) beschrieben. Auch rechtlich wird das „Kindsein“ über das Alter definiert. Wichtige Impulse kamen aus der Pädagogik und Sozialwissenschaft – zum Beispiel von Rousseau, Bernfeld oder Ariès –, die Kindheit nicht nur als Vorbereitung auf das Erwachsenenleben und „als pädagogische Idee“ als Medium der Erziehung (vgl. Honig 2015: 830 ff.), sondern als eigenständige Lebensform mit eigenen Rechten und Bedürfnissen verstanden.
In modernen Gesellschaften ist Kindheit heute stark institutionell geprägt: Kinder verbringen viel Zeit in Kita, Schule oder Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe und müssen diese Übergänge bewältigen. Damit ist Kindheit auch pädagogisiert und professionalisiert – es gibt zunehmend Fachkräfte, Konzepte, Strukturen und politische Strategien, die Kindheit mitgestalten (vgl. Bock 2015: 163f.).
Quelle
- Bock, Karin (2015): Kindheit/Kinder. In Thole, Werner (et al.) (2015): Taschenwörterbuch Soziale Arbeit. 2. durchges. u. erg. Aufl. Verlag Julius Klinkhardt: Bad Heilbrunn. S. 163-164.
Kinderrechte [Defintion von Tobias Gaub]
Kinderrechte sind spezielle Menschenrechte für Kinder. Sie orientieren sich an deren besonderen Bedürfnissen wie dem Schutz vor Gewalt in der Erziehung, ihrer Förderung durch Bildung und ihrem Recht auf Beteiligung. Kinderrechte sichern Kindern grundlegende Freiheiten und beste Bedingungen für ihre Entwicklung zu.
Kinderrechte sind grundlegende Rechte, die allen Kindern zustehen, unabhängig etwa von Hautfarbe, Geschlecht, Religion oder Herkunft. Sie basieren auf internationalen Übereinkommen wie der UN-Kinderrechtskonvention und umfassen vier Grundprinzipien:
- Diskriminierungsverbot: Alle Kinder haben das Recht, frei von jeglicher Form der Diskriminierung zu sein.
- Recht auf Leben und persönliche Entwicklung: Kinder haben das Recht auf Leben, Überleben und persönliche Entwicklung sowie Schutz vor Gewalt und Vernachlässigung.
- Beteiligungsrecht: Kinder haben das Recht, an Entscheidungen teilzuhaben, die ihr eigenes Leben betreffen.
- Kindeswohlvorrang: Bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, soll stets das Wohl des Kindes im Vordergrund stehen.
Die UN-Kinderrechtskonvention wurde am 20. November 1989 von der UN Generalversammlung nach 10-jähriger Vorbereitung einstimmig verabschiedet. Im Gegensatz zu früheren Erklärungen ist diese erstmals rechtsverbindlich.
Quellen
- www.unicef.de/informieren/einsatz-fuer-kinderrechte
- www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/195229/30-jahre-un-kinderrechtskonvention
Lebensalter [Definition von Jennifer Vaupel]
Das Lebensalter-Konzept zeigt, dass sich Lebensalter nicht vorrangig biologisch festmachen lässt, sondern eher ein biografisch-gesellschaftliches Konstrukt der Moderne ist. Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter und Alter sind mehr als nur generations- bzw. altersbezogene Definitionen; sie vereinen eine gesellschaftliche Erwartung, in derer die Menschen unter anderem ihre Lebensführung organisieren (vgl. Böhnisch 2017, S. 42). "Deshalb sind die Lebensalter als gesellschaftlich vorstrukturierte Lebensphasen zu betrachten, die biografisch gestaltet werden können, aber auch bewältigt werden müssen" (ebd., S. 54).
Quelle
- Lothar Böhnisch (2017): Sozialpädagogik der Lebensalter. Eine Einführung. 7. überarbeitete Auflage. Beltz Juventa: Weinheim Basel.
Macht [Definition von Robert Schuster]
Nach Max Weber ist Macht die Möglichkeit, den eigenen Willen durchzusetzen. Widerstreben oder Widerstand können durch Macht übergangen werden. Diese Form des Durchsetzens findet stets in sozialen Beziehungen statt und schafft so ein Ungleichgewicht in diesen. Auf Adultismus bezogen ist Macht etwa die Möglichkeit von Erwachsenen, ihre Entscheidungen gegenüber Kindern durchzusetzen. Ist diese Macht legitimiert, spricht Weber von Herrschaft. Legitimationen von Macht können rational durch Legalität, traditionell durch Tradition oder charismatisch durch Überzeugungskraft wie etwa eine Vorbildrolle erfolgen. In der Asymmetrie in der Erwachsenen-Kind-Beziehung sind alle drei Legitimationen von Bedeutung. (vgl. Paulick 2018)
Quelle
- Paulick, Christian (2018): Macht [online]. socialnet Lexikon. Bonn: socialnet, 17.09.2018 [Zugriff am: 21.03.2025]. Verfügbar unter: www.socialnet.de/lexikon/716