Steigern Facebook-Hasskommentare Angriffe auf Geflüchtete?

Die Amadeu-Antonio-Stiftung hat vor etwa einem Jahr ihre Daten zu Übergriffen auf Geflüchtete für ein Forschungsprojekt der University of Warwick übergeben.

In der unter dem Titel „Fanning the Flames of Hate: Social Media and Hate Crime“ erschienen Studie, wird die Verbindung von Hasskommentaren auf der Facebook Seite der Alternative für Deutschland (AfD) und Übergriffen auf Flüchtlinge in Deutschland analysiert. Unter Nutzung neu erhobener Daten von Facebook kommen die Autor(innen) unter anderem zu folgenden Ergebnissen:

1. Übergriffe auf Flüchtlinge finden gehäuft in den Wochen statt, in denen es auch mehr Hasskommentare über Flüchtlinge auf der AfD-Facebook-Seite gibt.

2. In nur 10 Prozent der Gemeinden ohne Nutzer auf der AfD-Facebook-Seite kommt es zu Angriffen auf Flüchtlinge, wohingegen es in 30 Prozent der Gemeinden mit Nutzern der AfD-Facebook-Seite zu Vorfällen gegen Flüchtlinge kommt.

3. Innerhalb derselben Gemeinde gibt es mehr Angriffe auf Flüchtlinge in Wochen, in denen besonders viele Hasskommentare auf der AfD-Facebook-Seite gepostet werden. Dieser Effekt ist besonders ausgeprägt für Gewaltverbrechen wie Brandstiftung oder Körperverletzung, sowie für Gemeinden mit besonders regem Austausch zwischen AfD-Facebook-Nutzern in Form von Likes oder Kommentaren.

4. Es werden alternative Maße für die Facebook Nutzung in einer Gemeinde (z.B. die Anzahl der Nutzer der Nutella Deutschland-Seite) verwendet, um auszuschließen, dass diese Effekte alleine durch lokales rechtsradikales Gedankengut getrieben sind. Die Ergebnisse deuten eher darauf hin, dass eine stärkere Exposition zu Hasskommentaren auf Facebook die Wahrscheinlichkeit von Angriffen erhöht.

5. Internetausfälle in einer Gemeinde schwächen den Effekt zwischen Hasskommentaren und Übergriffen auf Flüchtlinge deutlich ab, da diese zumindest einige Facebook Nutzer von online Kommentaren temporär abschneiden.

6. Die Ergebnisse sind weitgehend unabhängig von der generellen Medienberichterstattung über Flüchtlinge. Ebenfalls  finden wir keinen Effekt, für Posts auf den Facebook Seiten aller anderer großen Parteien. Dies deutet darauf hin, dass es sich um einen spezifischen Effekt rechtsgerichteter Aktivität in sozialen Netzwerken handelt.

7. Flüchtlingsfeindliche Posts auf Facebook haben einen geringeren Effekt wenn andere Nachrichten die Medienaufmerksamkeit dominieren, insbesondere in der Zeit um Brexit, der Wahl Donald Trumps, oder der Fußball-Europameisterschaft.

Insgesamt sind die Ergebnisse ein Indiz dafür, dass eine starke Verbindung zwischen Kommentare zu Flüchtlingen auf der Facebook Seite der AfD und zu fremdenfeindlichen Übergriffen besteht.

Neben einer Vielzahl von weiteren Tests zur Robustheit der Ergebnisse enthält die Studie auch eine Analyse des Twitter-Feeds von Donald Trump. Mittels dieser Daten kann gezeigt werden, dass es einen starken Zusammenhang zwischen „Hate Crimes“ gegen Moslems oder Amerikaner lateinamerikanischer Abstammung und Trumps wöchentlichen Tweets in Bezug auf ebene jene Minderheiten gibt. Allerdings konnten keine Korrelation zwischen Trumps Tweets und Angriffen auf andere Minderheiten, die nicht in seinen Tweets erwähnt werden, gefunden werden.

Die vollständige Studie finden sie unter https://ssrn.com/abstract=3082972.

„Wenn nicht jetzt, wann dann . . . ?“ – Perspektivenpapier

Am 06. November 2017 trafen sich in der Evangelischen Akademie Meißen ca. 90 Personen, um im Veranstaltungsverlauf miteinander Perspektiven zu entwickeln. Zu der Tagung hatte die Evangelische Akademie Meißen gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendring Sachsen e.V. eingeladen.

Aus dem Austausch entstand ein Perspektivenpapier: Kinder und Jugendliche spüren, ob jemand stabil für sie da ist.“, welches letzte Woche, am 8. Dezember, veröffentlicht wurde. Enthalten ist die Forderungen nach einer gemeinsamen sächsischen Strategie für die Kinder- und Jugendpolitik zwischen allen Akteuren.

Das Papier unterteilt sich zwei Teile, die wir nachfolgend zusammmengefasst haben:

Teil 1: „Helfen, das Maß zu finden zwischen Freiheit und Sicherheit.“ – Konkrete Bedarfslagen der Kinder und Jugendlichen in Sachsen

Dieser Abschnitt widmet sich den Forderungen, die für Kinder und Jugendliche notwendig sind, um sich frei entwickeln zu können. Als Grundlegend werden Räume (bspw. Vereine, Jugendclubs) gesehen, in denen sich eine selbstbestimmte Jugendkultur entwickeln kann sowie entsprechende Möglichkeiten für Mobilität als Voraussetzung, um zu diesen Räumen zu gelangen.

Eine selbstbestimmte Jugend sollte zudem eine Beteiligungsmöglichkeit an der aktuellen Kinder- und Jugendpolitik erhalten – als Expert(innen) in eigener Sache. Gemeint ist damit eine verstärkte Mitwirkung in Ausschüssen und Gremien der Jugendhilfe.

Teil 2: „Der Druck in der Arbeit in Sachsen ist so groß!“ – Konkrete Bedarfe der Jugendhilfe-Träger in Sachsen

Die Tagungsteilnehmer(innen) wünschen sich zudem eine stärke Anerkennung ihrer Arbeit als ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Alltags. Gefordert wird bspw. eine gewisse Verlässlichkeit und Planungssicherheit hinsichtlich der Finanzierung durch den Freistaat.

Zwei weitere wichtige Punkte sind die Qualifikation der Fachkräfte und eine Kooperation zwischen den verschiedenen Räumen der Jugendlichen. Es sollte eine gemeinsame Linie zwischen bspw. Schulen und Jugendclubs geben.

Aktuell wird der Perspektivenkatalog an die Partei- und Fraktionsvorsitzenden aller Parteien im Sächsichen Landtag mit Bitte zum Gespräch übermittelt.

Das vollständige Perspektivenpapier zur Tagung finden Sie hier.

Jugendkulturen in Sachsen !?

„Junge Menschen sind heute nicht mehr „nur noch“ Punk oder Metalfan, sie sind HipHoper, gleichzeitig in der Gamingszene, spielen mit anderen Kumpels Rockgitarre, haben eventuell ein buddhistisches Grundverständnis im Umgang mit Tieren und treffen sich auf großen Festivals mit anders Gesinnten ohne großes Abgrenzungsbedürfnis und eher im Verständnis einer jugendlichen Begegnungskultur.“ (Redaktion)

„Ganz so allgemein würde ich die These einer Auflösung eindeutiger Zuordnungen und Abgrenzungen in Bezug auf Jugendkulturen nicht teilen. Was ist mit Ultras, Autonomen, rechten Kameradschaften?“ (Prof. Dr.  Albert Scherr)

Ein Ausblick auf unsere neue Ausgabe, die sich aktuell im Druck befindet. Thema wird die Jugendkultur sein. Wie schwierig der Begriff zu definieren ist, zeigen die beiden oberen Zitate.

Prof. Dr. Albert Scherr wird sich zudem ausführlich in einem Beitrag zu diesem Thema äußern.

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