Vor Ort – Jugendpolitik in Sachsen

„Jugendpolitik wird oft als „weiches“, schwer zu fassendes Thema wahrgenommen, das es schwer hat, sich gegen „handfeste“ Themen, wie zum Beispiel Infrastrukturmaßnahmen oder Wirtschaftsförderung in der täglichen politischen Diskussion zu behaupten. Es ist uns aber bewusst, dass die Fokussierung auf jugendpolitische Belange besonders in Zeiten des demografischen Wandels eine Investition in die Zukunft der sächsischen Städte und Gemeinden ist, während die Ausgaben für Kinder- und Jugendhilfe einen herblichen Anteil der öffentlichen Haushalte ausmachen.“

Lothar Bienst (MdL), Bildungspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Vorsitzender BKS


Die neue Broschüre des Bildungswerks für Kommunalpolitik (BKS) soll verschiedene Punkte und Perspektiven der Jugendpolitik in Sachsen beleuchten. Es werden beispielsweise rechtliche Grundlagen wie die genaue Aufgabenverteilung zwischen Kommunen und Freistaat beschrieben. Zudem melden sich eine Vielzahl von praxisorientierten Vertreter(innen) zu Wort und berichten aus ihrer Arbeit.

Dokumentation: Vor Ort – Jugendpolitik in Sachsen, ISBN 978-3-934-53478-0

Das Bildungswerk für Kommunalpolitik Sachsen e. V. ist Ansprechpartner für Bildungsangebote und -veranstaltungen zu Fachthemen der Kommunalpolitik in  Sachsen. Der Verein versteht sich als Brücke des Dialogs zwischen Landtag, Staatsregierung und Bürger – vermittelt politisches Wissen für ehren- und hauptamtliche Mandatsträger sowie kommunalpolitisch interessierte Bürger(innen).

Haben selbstorganisierte Jugendclubs Potenzial?

Haben selbstorganisierte Jugendclubs Potenzial?

„Wenn Jugendliche bekanntgeben, dass sie einen selbstverwalteten Jugendclub gründen wollen, stehen vielen Erwachsenen die Haare zu Berge und sie fragen, wie fähig und zuverlässig die jungen Menschen sind. Dann wird angenommen, dass es zu Konflikten um Lautstärke und Sauberkeit oder mit Anwohner*innen und Ordnungsbehörden kommen wird.“

Um die Bedenken Erwachsener zu minimieren, hat das Kulturbüro Sachsen e.V. , eine Broschüre zum Thema erstellt – mit Beispielen gelingender Selbstverwaltung. Die Broschüre möchte einen Überblick geben, eventuell vorhandene Berührungsängste abbauen und einige administrative Aspekte vorstellen.

Selbstverwaltete Jugendclubs könnte auch ein interessanter Aspekt, vorallem für schwach besiedelte Regionen in denen eine Abdeckung aus finanziellen Gründen fast unmöglich scheint, sein. So beispielsweise auch in Eppendorf. In der Broschüre äußert sich der Bürgermeister Axel Röthling über Herausforderungen und Möglichkeiten von selbstverwalteten Jugendclubs. Aktuell besitzt Eppendorf drei davon. Röthling meint, dass es vorallem Verständnis, Toleranz und einen finanziellen Rahmen braucht, um so solche Projekte umzusetzen.

Aber es gibt auch viele positve Aspekte. „Also erstens prägen die Gruppen das kulturelle Leben, die machen viele Veranstaltungen, das hat sich über die Jahre gehalten und den positiven Nebeneffekt, dass alle zusammenarbeiten. Da sammelt sich was, da nimmt man wahr, dass ein freundliches Klima für junge Leute da ist. Und zweitens bringen sich Jugendliche, die in und ihren Clubs bei uns erwachsen werden, auch sonst viel in das Gemeindeleben ein“, so der Bürgermeister. Zudem lernen die Jugendlichen mit Verantwortung und Verwaltung umzugehen.

Die gesamte Broschüre „Selbstverständlich Selbstverwaltet – Potenziale selbstorganisierter Jugendtreffs“ zum Nachlesen finden Sie hier.

Kahlschlag in der Jugendarbeit im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge?

„Vereinsvorstände und Geschäftsführer der freien Jugendhilfe-Träger saßen am Donnerstagvormittag im Pirnaer Jugendhaus Hanno zusammen, weil sie ihr Engagement boykottiert und die freie Kinder-, Jugend- und Familienarbeit im Landkreis vor einem Kahlschlag sehen.

Hintergrund sind die Förderrichtlinien fürs kommende Jahr, die das Landratsamt per aktuellem Schreiben an die Vereine und Verbände verschickt hat. „Für die Kinder- und Jugendarbeit, die Jugendsozialarbeit und die Familienbildung will der Landkreis seine Zuschüsse um 30 Prozent verringern“, erklärt Benjamin Donath vom Vorstand des Dippoldiswalder Vereins Pro Jugend. Es geht um Kreis-Zuschüsse von insgesamt über 650 000 Euro, die zunächst nicht zur Verfügung stehen. „Viele Jugendprojekte stünden damit vor dem Aus“, bestätigt Peggy Pöhland, pädagogische Leiterin beim Jugendring Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Das Problem: Der Landkreis hat noch keinen genehmigten Haushalt für 2018, er muss mit einer vorläufigen Haushaltsführung arbeiten und darf nur fürs Allernötigste Geld ausgeben. Die freie Jugendarbeit ist für den Kreis eine Pflichtaufgabe mit Ermessensspielraum. Um das finanzielle Risiko bis zu einem Haushaltsbeschluss gering zu halten, zahlt er beantragte Zuschüsse zu Sach- und Personalkosten zunächst mit 30-prozentigem Abschlag an die Freien Träger aus. Solch ein Spiel gibt es fast jedes Jahr, da der Kreishaushalt zuletzt nur selten pünktlich vorlag. Allerdings hat das Landratsamt fürs kommende Jahr die Regeln geändert.

„Bisher war es üblich, dass die Antragsteller von Januar an über ihren Jahresförderbetrag abzüglich eines Abschlags verfügen konnten“, erläutert SPD-Kreisrat Ralf Wätzig, der Mitglied im Kreisjugendhilfe-Ausschuss ist. Die Vereine konnten damit erst einmal so losarbeiten.

Ab Januar 2018 will der Landkreis nun monatlich abrechnen. Die vorübergehende 30-prozentige Zuschusskürzung würde damit vom ersten Tag an ins Kontor der Vereine schlagen. Sie müssten das fehlende Geld so lange aus eigenen Mitteln ausgleichen, bis der Kreishaushalt beschlossen und damit klar ist, wie viel Förderung es letztlich tatsächlich gibt.

Da finanzielle Risiko, über Monate Beträge vorzuschießen, die dann – eventuell – vom Landkreis ausgeglichen werden, will und kann kaum ein Verein tragen. „Wie sollen das die ehrenamtlichen Vorstände verantworten?“, fragt Daniel Fuchs, der für die Liga der Wohlfahrtsverbände an der Krisensitzung teilnahm.

Die Freien Träger sind in der Bredouille. Sie müssten Änderungskündigungen für Mitarbeiter aussprechen, ihnen zunächst weniger bezahlen oder gar Leute entlassen. Aber auch dafür gibt es Fristen, die nun ohnehin unmöglich zu halten sind.“

Der vollständige Artikel der Sächsischen Zeitung ist hier zu finden.

Youth Wiki online!

Seit letzter Woche ist das Youth Wiki online. Es bietet umfassende und aktuelle Informationen sowie Einblicke in die Jugendpolitik auf nationaler und europäischer Ebene. Damit ist es die erste Online-Enzyklopädie im Bereich Jugendpolitik.

Durch die Plattform wird ein europaweiter Vergleich der Jugendbereiche der einzelnen Länder möglich. Zudem soll es die Zusammenarbeit fördern und durch das Prinzip des Voneinander-Lernens soll die Entscheidungsfindung der Politik im europäischen Raum vereinfacht werden.

Die gewonnenen Informationen sind gemäß der acht Bereiche der Europäischen Jugendstrategie 2010-2018 gegliedert: Allgemeine und berufliche Bildung, Beschäftigung und Unternehmergeist, Gesundheit und Wohlbefinden, Teilhabe, Freiwilligentätigkeit, Soziale Eingliederung, Jugend in der Welt, Kreativität und Kultur. Ebenfalls möglich ist eine Suche nach beteiligten Ländern.

Diese Informationen werden von einem Netzwerk nationaler Korrespondent(innen) zusammengestellt und regelmäßig aktualisiert. Derzeit wirken 28 nationale Korrespondent(innen) aus 24 Ländern (EU: 20, Nicht-EU: 4) an der Erstellung der Inhalte für das Youth Wiki mit

Um zum YOUTH WIKI auf den Seiten der Europäischen Komission zu gelangen, klicken Sie bitte hier.

„Wahrer Pioniergeist“ in Nepal

„Wahrer Pioniergeist“ in Nepal

Unser Chefredakteur Dirk Müntzenberg war im Oktober im Rahmen eines Austausches für Fachkräfte der Sozialen Arbeit in Nepal. Wir möchten die Möglichkeit nutzen, Eindrücke und Erfahrungen widerzuspiegeln und gleichzeitig auf einen Vortrag des Bergführers in Chemnitz aufmerksam zu machen.


Nepal, ein bisschen eingeklemmt zwischen China im Norden und Indien im Westen, Süden und Osten, gilt als eines der ärmsten Länder Asiens. Lang andauernde Regierungskrisen, eine weit verbreitete Korruption sowie ein 2006 nach 10 Jahren beendeter Bürgerkrieg haben dem Land in seiner jüngeren Geschichte schwer zugesetzt. Ein schweres Erdbeben 2015 nahe der 2 Millionen-Metropole Kathmandu tat dabei sein Übriges.

Ich habe Nepal im Oktober 2017 für 2,5 Wochen besucht und hatte durch den unmittelbaren Kontakt mit Einheimischen die Chance, bereits nach 2 Tagen mit beiden Beinen mitten im nepalesischen Alltag stehen zu können. Nach zahlreichen Gesprächen und einem tiefen Eintauchen in die hinduistische und buddhistische Kultur, wie sie die Nepalis leben, wurde mir schnell deutlich: Das Land ist eine Perle. Selbst im tosenden Gewimmel und der überbordenden Verschmutzung der Hauptstadt Kathmandu, welche nach besagtem Erdbeben durch die massive Landflucht noch befördert werden, wurde mir schnell diese gewisse Gelassenheit, die Lebensfreude und die einladende Verbindlichkeit der Menschen dort gewahr. Das alltägliche Leben ist von einer Art „do it your self – Mentalität“ beseelt, da die Menschen lernen mussten, dass seitens der Regierung wenig zu erwarten ist. Dieser Eindruck bestätigte sich auch in den Fachgesprächen mit den hoch engagierten Menschen, die in Kathmandu eine Akademie gegründet haben, um junge Menschen auszubilden und mitten in einer vom Kastenwesen vorgeprägten Gesellschaft eine Soziale Arbeit zu etablieren mit einem humanistischen Menschenbild, welches als Grundannahme die Gleichheit Aller propagiert – das schien mir wie wahrer Pioniergeist.

In der zweiten Woche meines Aufenthaltes durfte ich Teil einer 30-köpfigen Trekkinggruppe sein, die den Mardi Himal Trek in der Nähe des Annapurna-Massivs durchstieg. Wanderurlaube in den österreichischen und slowenischen Alpen lagen damals bereits mehrfach hinter mir – und dennoch spürte ich in der Vorbereitung auf diesen Trek, dass mich mental und körperlich etwas Besonderes erwartete. Mein Bauchgefühl sollte Recht behalten. Es war in jeder Hinsicht ein außergewöhnliches Erlebnis und führte mich so manches Mal an meine Grenzen – genau, wie ich es mir gewünscht habe.


Viele hier in diesem kleinen Rahmen unerwähnt gebliebene Aspekte – gerade hinsichtlich der Sozialen Arbeit in Nepal – werden in einer der kommenden Ausgaben des CORAX ganz sicher ihren Niederschlag finden. Sein Sie gespannt!

Abschließend noch ein Paar visuelle Eindrücke:

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